Presseartikel

Neues Zentrum lässt Paare hoffen

In Singen öffnet Praxis – Zahl der Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch steigt.


Die Zahl der Geburten in Deutschland nimmt ab; viele Beziehungen sind kinderlos. Doch es gibt auch Menschen, die sich sehnlich Nachwuchs wünschen, bei denen der Wunsch jedoch nicht in Erfüllung geht. „Jedes siebte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos“, berichtet Dr. Andreas Heine. Und die Zahl der kinderlosen Paare nimmt zu. „Vor zehn Jahren hatte erst jedes zehnte Paar einen unerfüllten Kinderwunsch.“

Heine ist Frauenarzt und eröffnet im Mai ein Kinderwunschzentrum in Singen. Bereits in den vergangenen zehn Jahren – zuletzt in einem Kinderwunschzentrum Ulm – hat der 42-Jährige sich mit der so genannten In-vitro-Fertilisation (IVF) – lateinisch für „Befruchtung im Glas“ beschäftigt. Das Kinderwunschzentrum bietet diese Methode zur künstlichen Befruchtung, Betreuung bei Hormonstörungen, Ursachenforschung von Fruchtbarkeitsproblemen beim Mann und weitere Hilfen an.

„Das ist meine Berufung“, erläutert der Arzt seine Motivation. Für ihn selbst seien Kinder „das Schönste auf der Welt“, sagt der Vater eines zwölf Jahre alten Sohnes. „Es gibt für mich nichts Schöneres und Erfüllenderes, als zu helfen, dass Menschen Kinder bekommen können.“

Kinderwunschzentren gibt es bislang in Baden-Württemberg in Ulm, Freiburg und Tübingen sowie im österreichischen Bregenz. „Der deutsche Bodenseeraum und die angrenzenden Gebiete sind bislang ein weißer Fleck“, erläutert Heine seine Standortwahl. Die gute Erreichbarkeit mit dem Auto und Zug habe den Ausschlag gegeben, sich in Singen niederzulassen, wo die Praxis im Hegau-Tower auf einer Fläche von 640 Quadratmetern entsteht. Wenn Heine von „wir“ redet, meint er ein Team von Urologen, Genetikern und Psychotherapeuten, das bei Bedarf in die Beratung und Behandlung eingebunden werden kann. Etwa 75 Prozent der Paare mit Kinderwunsch könne geholfen werden, sagt Heine.

Nicht ganz billig

Ganz billig ist die Behandlung nicht. Eine Insemination – die Übertragung des männlichen Samens in den Genitaltrakt der Frau – kostet rund 1000 Euro, eine künstliche Befruchtung rund 3500 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei Frauen zwischen 25 und 40 Jahren die Hälfte der Kosten – und zwar für jeweils drei Versuche in allen infrage kommenden Methoden. Private Krankenkassen übernehmen die kompletten Kosten für je vier Versuche.

Früher waren die gesetzlichen Kassen großzügiger. „Das hat dazu geführt, dass auch Geringverdienende zur Kinderwunschbehandlung gekommen sind.“ Mittlerweile seien die Zahlen rückläufig. „Heute kommen vor allem gut- oder bessersituierte Paare.“

Heine findet es ungerecht, dass die Kinderwunschbehandlung eine Frage des Einkommens ist und verweist auf das Beispiel Sachsen. Der Freistaat trägt als bislang einziges Bundesland in Deutschland die Summe, die nicht die Krankenkassen übernehmen. „Es ist politischer Wille, dass mehr Kinder zur Welt kommen“, sagt Heine. „Deshalb ist ein solcher Schritt richtig und sollte Vorbild für andere Bundesländer sein.“ Das Kinderwunschzentrum öffnet am 2. Mai im Hegau-Tower in Singen.

Artikel: Christoph Kiefer
Quelle: www.schwaebische.de