Presseartikel

Grün ist die Hoffnung

Montags bei Trautmann: Andreas Heine baut in Singen gerade ein Kinderwunschzentrum auf 640 Quadratmetern im Hegau-Tower auf.

Grün ist die Hoffnung„Grün ist die Hoffnung.“ Bei Andreas Heine ist dieser Satz nicht nur so dahin gesagt. Bei ihm ist er Programm, denn Hoffnung ist das, womit er in seinem Kinderwunschzentrum handelt. Zum Redaktionsgespräch hat er sich denn auch ganz programmatisch in Grün gewandet.
Bild: Tesche

Hier will er kinderlosen Paaren ab 2. Mai helfen, ihre Sehnsucht nach einem Kind zu erfüllen. Von der Idee dazu erzählt er im Redaktionsgespräch

Herr Heine, Sie kommen aus einer Arztfamilie und wählten ebenfalls diesen Beruf. War das Programm?

Nein, ganz im Gegenteil. Mein Vater hat mir sogar von dem Beruf abgeraten und empfohlen, in die Wirtschaft zu gehen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre ich heute Ingenieur, wie meine Brüder.

Sie haben sich gegen den Vater durchgesetzt und Medizin studiert. Warum?

Menschen zu helfen, war für mich schon als Kind ein Traum. Ich empfand das als Berufung und das ist es auch heute noch.

Die Hilfe, die Sie jetzt anbieten, ist aber nicht ganz mit der Routine eines Durchschnittsarztes zu vergleichen. Sie wollen kinderlosen Paaren zu einem Kind verhelfen. Wie kamen Sie zu dieser sehr speziellen Aufgabe?

Die Frauenheilkunde und Geburtshilfe interessierten mich im Medizinstudium und in der späteren Laufbahn immer schon ganz besonders. Ich habe von Anfang an gewusst, das ist mein Ding. Es ist sehr beglückend, zu erleben, wie ein Kind entsteht. Ich empfinde es als großes Glück, dass ich Menschen auf dem Weg zu einem eigenen Kind begleiten kann.

Nun haftet dem Thema „künstliche Befruchtung“ in der öffentlichen Meinung ja etwas Unnatürliches an. Wie gehen Sie als Mediziner damit um?

Ich habe etwas gegen den Begriff „künstliche Befruchtung“, weil er suggeriert, dass die Natur beeinflusst wird. Das lehne ich ab. Bei der „Invitro Fertilisation“ (IVF; die Befruchtung im Reagenzglas), treffen die Samen des Mannes auf die weibliche Eizelle. Nur der Ort des Zusammenfindens befindet sich außerhalb des Körpers der Frau. Wir helfen also nur ein bisschen nach. Kann ein Mann keine Samen erzeugen, so greifen wir auch auf die Münchener Samenbank zurück. Im Gegensatz zur Eizellspende ist die Samenspende in Deutschland erlaubt.

Ist das nicht ungerecht?

Ich finde es schade und inkonsequent. Das ist aus meiner Sicht eine gesetzliche Schieflage, in der die Frauen kriminalisiert und ins Ausland getrieben werden, denn sowohl der Arzt wie das betreffende Paar macht sich in Deutschland strafbar, wenn diese Methode angewendet wird. Wir werden in unserer Singener Praxis also auch auf Eizellspenden verzichten.

Es gibt Menschen, die alles tun würden, um ein eigenes Kind zu bekommen. Dabei ist in der internationalen Praxis vieles umstritten. Deshalb sind gesetzliche Grenzen sicher auch dringend nötig. Was sagen Sie zum Beispiel zu der 63-jährigen Spanierin, die mit Hilfe von künstlicher Befruchtung noch ein Kind zur Welt brachte?

Das halte ich ethisch und moralisch für verwerflich, weil abzusehen ist, dass das Kind schon sehr früh zum Waisen wird. Deshalb werde ich Frauen über 50 bei uns im Kinderwunschzentrum nicht helfen können. Wir helfen da, wo es nötig ist, aber nicht auf Teufel komm raus. Wir werden nicht Gott spielen.

Wie alt sind die Paare, die zu Ihnen kommen?

Die meisten Paare sind zwischen 30 und 40. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei verheirateten Paaren drei Versuche von IVF und Insemination die Hälfte der Kosten. Voraussetzung ist, dass die Frau zwischen 25 und 40 Jahre ist. Privatversicherungen übernehmen je vier Versuche komplett. Schon ab 25 nimmt die Fruchtbarkeit ab. Wenn die Paare keine Kinder zeugen können, so liegt es je zu einem Drittel an der Frau oder dem Mann. Bei dem dritten Drittel ist die Ursache nicht bekannt.

Warum haben Sie sich den achten Stock im Hegau-Tower für Ihr Kinderwunschzentrum ausgewählt? Warum kommen Sie überhaupt nach Singen?

Bei der Betrachtung der Landkarte fällt auf, dass es im 100 Kilometer Umkreis von Singen kein Kinderwunschzentrum gibt. Singen selbst liegt sehr günstig, auch für Schweizer Kundschaft. Der Hegau-Tower selbst ist eine Top-Adresse und liegt zudem direkt neben dem Bahnhof. Es ist alles da. Es gibt ein Hotel, wo Paare oder Tagungsteilnehmer übernachten können. Im Erdgeschoss gibt es ein Café und Restaurant.

Sie haben enorme Investitionen. Finden Sie das nicht ein wenig zu optimistisch? Oder anders gefragt: Gibt es so viele kinderlose Paare, die sich von Ihnen helfen lassen wollen?

Ja, die gibt es. Ich habe die Praxis noch gar nicht eröffnet und schon zehn Anmeldungen. Außerdem wächst die Zahl der Paare, die von Kinderlosigkeit betroffen sind. Vor zehn Jahren konnte jedes zehnte Paar keine Kinder zeugen, heute ist es schon jedes siebte Paar. Das liegt auch daran, dass die Frauen immer später ihre Kinder bekommen wollen.

Was kostet eine künstliche Befruchtung?

3000 bis 4000 Euro pro Versuch.

Und was erwartet die Paare in Ihrem Kinderwunschzentrum?

High-Tech-Medizin in einem schönen Ambiente. Ich habe versucht eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen mit Erdtönen und einem warmen Grün. Grün ist die Hoffnung. Ich beschäftige sieben Mitarbeiter von der Arzthelferin bis zum Biologen. Dazu gehört auch alternativmedizinische Betreuung. Wir wollen die Frauen als Ganzes auffangen. Fachlich kooperiere ich außerdem mit einem Anästhesisten, der Urologenpraxis Hirschle und Bentas und Psychotherapeuten in der Region.

Wie hoch ist Ihre Erfolgsquote?

Ich habe einigen Hundert Paaren zu einem Kind verholfen. Die Chance durch eine „künstliche Befruchtung“ schwanger zu werden, liegt bei 30 Prozent pro Versuch.

Artikel: Gudrun Trautmann
Quelle: www.suedkurier.de